„Mathematikprogramme wie zum Beispiel Cinderella können dabei helfen, mathematische Zusammenhänge besser zu verstehen", findet Prof. Ulrich Kortenkamp.

Mathematikprogramm wie zum Beispiel Cinderella können dabei helfen, mathematische Zusammenhänge besser zu verstehen, findet Prof. Ulrich Kortenkamp. Er ist Professor für Medieninformatik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Zusammen mit Prof. Jürgen Richter-Gebert von der TU München entwickelt er das Mathematikprogramm Cinderella. Sein Interesse gilt u.a. dem Einsatz von neuen Medien in der Schul- und Hochschullehre.

ulrichkortenkamp gross

(Foto: privat)

Was war ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Die Erkenntnis, warum 6+7 dreizehn ergibt, habe ich handlungsorientiert mit Sofakissen entdeckt. Das habe ich auch seitdem nicht mehr vergessen - die 7 ist eben aus 4 und 3 zusammengesetzt.

Wodurch ist ihre Begeisterung für das Fach geweckt worden?
Sie war vermutlich immer vorhanden, und wurde glücklicherweise auch nicht in der Schule gedämpft. In der Mathematik ist man nicht auf das angewiesen, was der Lehrer oder die Lehrerin meint, sondern man kann sich vieles ganz allein erschließen. Und mein Hobby „Homecomputer", wie es damals noch hieß, hat mir schnell gezeigt, dass es ohne Mathematik nicht geht.

Worin besteht für Sie heute die Faszination der Mathematik?
Mathematik ist eine wunderschöne Welt, die sich entdecken lässt. Man muss nicht fürchten, dass man einmal alles verstanden haben wird. Je mehr man versteht, umso mehr darf man sich wundern.

... Rechnen nicht alles ist!                                       Ulrich Kortenkamp


In welcher Weise vermitteln Sie Mathematik?
Neben meiner Arbeit in der Lehramtsausbildung an der PH Schwäbisch Gmünd entwickle ich mit Prof. Jürgen Richter-Gebert von der TU München das Mathematikprogramm Cinderella, welches inzwischen nicht nur ein Geometrie-Werkzeug ist, sondern jedem dabei helfen kann, mathematische Zusammenhänge aller Art besser zu verstehen.

Mit welchem Argument können Sie jungen Leuten empfehlen, Mathematik zu studieren?
Ein Mathematikstudium bietet so vielfältige intellektuelle Anreize, dass man glücklich damit werden kann. Ein toller Nebeneffekt ist, dass man mit den Qualifikationen, die man im Studium erwirbt, später eine unendliche Vielfalt von Berufen ergreifen kann. Auch ist die Mathematik die Wissenschaft des Entscheidens, sie ist die Gegenspielerin der Willkür und damit Grundlage einer demokratischen Gesellschaft. Daher wünsche ich mir oft, dass mehr Politiker ein Mathematikstudium statt eines Jura- oder Politologiestudiums absolviert hätten...

Gibt es Familienmitglieder, die Ihre Leidenschaft für die Mathematik teilen?
Ja, meine drei Kinder haben stets Freude am Zählen, Rechnen und Argumentieren. Vielleicht liegt es aber auch an der Mathematik-freundlichen Atmosphäre in unserer Familie: immer, wenn es etwas zu zählen gibt, dann machen wir das einfach!

Haben Sie außer der Mathematik noch weitere Interessen?
Natürlich! Das ist ja das Schöne, Mathematik ist mit allem kompatibel. Ich spiele, wenn es die Zeit erlaubt, in einer Jazzband, halte mich mit Basketball, Hockey und Radfahren fit. Ich liebe es zu kochen (und gut zu essen) und lese leidenschaftlich gerne, hauptsächlich Krimis. Mit meiner Familie und Freunden spiele ich gerne Brettspiele aller Art.

Mathemacherin des Monats März 2009 ist Friederike Goerigk aus Niedersachsen

friederike goerigk

(Foto: privat)

Die Gymnasiallehrerin Friederike Goerigk macht in ihrem Mathematikunterricht Mathematik und Kunst erlebbar. Ihre als schwierig und und unruhig geltenden 6.-Klässler konnte sie erfolgreich mit ihrem Projekt „Parkettierungen" für die Schönheit der Mathematik begeistern. Mit ihren kunstvollen und zugleich mathematisch durchdachten Entwürfen wurden die Schülerinnen und Schüler zu wahren Mathemachern!

An die Kunst wurde sie schon durch ihre Eltern herangeführt. Ihr Vater war Architekt und Künstler, ihre Mutter interessierte sich sehr für Musik und Philosophie. Der goldene Schnitt und die Parkettierungen gehören zu ihren Lieblingsthemen im Mathematikunterricht. Aber auch mit anderen ganz alltäglichen Bezügen lockert sie ihren Unterricht auf: „Ich führe gerne Vermessungen auf dem Schulhof durch oder durchforste mit den Schülern die Medien nach mathematischen Irrtümern."

... sie in so vielen interessanten und lebensnahen Bereichen vorkommt. Friederike Goerigk


Zur Mathematik hat sie schon sehr früh gefunden. Als 6-Jährige vor die Aufgabe gestellt, die Karos einer Glastür zu zählen, kam sie auf die Idee, die Anzahl Reihen und Spalten zu zählen und miteinander zu multiplizieren. „Mich haben immer Vereinfachungen begeistert. Wie kann man die Aufgabe noch schneller und einfacher lösen", so Frau Goerigk heute.

Jungen Leuten empfielt sie ein Mathestudium, um die komlexe Welt, die durchsetzt ist von mathematischen Zusammenhängen, besser zu verstehen. „Im Studium habe ich die Mathematik erst dann richtig verstanden, als ich begriff, abstrakt zu denken. Ein tolles Erlebnis."

Mathemacher des Monats April 2009 ist André Schoch aus Sachsen

andre schoch

(Foto: privat)

André Schoch leistet seinen Zivildienst in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Mit Ihnen trainiert er, sich im Zahlenalltag zurecht zu finden. André Schoch leistet seinen Zivildienst in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Mit Ihnen trainiert er, sich im Zahlenalltag zurecht zu finden. Wie viele Brötchen bekomme ich für 3 Euro? Wie stelle ich sicher, dass ich am Ende der Woche noch Geld in der Tasche habe? André Schoch vermittelt behinderten Menschen das mathematische Werkzeug, das den Einkauf im benachbarten Supermarkt erleichtert und den alltäglichen Umgang mit Zahlen erst ermöglicht. Darüberhinaus hat er in seiner Werkstatt einen Schachclub gegründet, in dem er den (meist gehörlosen) Beschäftigten der Werkstatt die Grundlagen des Schachspiels beibringt.

André Schoch war schon seit jeher an der praktischen Seite der Mathematik interessiert. Mit 10 Jahren entwickelte er großes Interesse für den Amateurfunk. Dass man durch mathematische Berechnungen z.B. die Antenneneffektivität steigern und somit bessere Ergebnisse erzielen kann, fand er schnell heraus. Heute besteht für ihn die Faszination Mathematik darin, dass man die Möglichkeit hat, sich selbst neu auszuprobieren und zu fordern. „Man erkennt neue Zusammenhänge, welche einem das Leben erleichtern und neue Türen zu unbekannten oder auch unerforschten Gebieten eröffnen."

... sie die Nerven entspannt und gleichzeitig den Geist fordert. André Schoch


Ein Mathestudium könnte er sich gut vorstellen: „Mathematik ist realitätsnah und -fern zugleich und bietet dem Studierenden somit auch eine außergewöhnliche Abwechslung. Man versteht die Dinge um einen herum viel besser und kann sich Sachen, nicht nur auf mathematischem Gebiet, besser einprägen - mit Hilfe mathematischer Strukturen."

Mathemacher des Monats Mai 2009 ist Martin Henk aus Sachsen-Anhalt

martin henk

(Foto: privat)

Der "1. Magdeburger Mathenachtstraum" will seine Besucher mit Mathematik verzaubern und verführen.

Martin Henk ist Professor für Mathematik an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg und zusammen mit seinen Kollegen Prof. Herbert Henning und Prof. Volker Kaibel koordiniert er die Magdeburger Initiative "Jahr der Mathematik++". Diese Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, die vielfältigen Aktionen im Jahr der Mathematik über das Jahr 2008 hinaus fortzuführen und darüber hinaus neue Aktivitäten ins Leben zu rufen. So organisiert Martin Henk zusammen mit seinen Kollegen den "1. Magdeburger Mathenachtstraum", der am Dienstag, den 12. Mai, in der Festung Mark in Magdeburg stattfinden wird. Die Magdeburger Mathematiker haben ehrgeizige Pläne: „Wir erwarten mindestens 250 Gäste, denen wir einen mathematisch unterhaltsamen und anregenden Abend bieten möchten“.

Hier die Programm-Highlights:

  • Christoph Drösser (Die ZEIT) liest aus seinem Buch "Der Mathematik-Verführer".
  • Das MatheMobil, sonst als Mathe-Ambulanz auf Magdeburger Schulhöfen unterwegs, lädt ein zu mathematischen Spielen und Beratung.
  • Gezeigt werden prämierte Kurzfilme aus dem mathematischen Videowettbewerb Visual Math 2008.
... es nicht nur die Sprache der Natur, sondern immer mehr auch die unseres hochtechnisierten Alltags ist. Martin Henk


Kulinarisches kann gekauft aber auch gewonnen werden: Getränke- und Verzehrgutscheine gibt es bei dem Gewinnspiel „Ziegenproblem“ zu gewinnen, ein verblüffendes stochastisches Spiel, das durch eine amerikanische Fernsehshow in den 1970ern zu Berühmtheit gelangte. Seinen Ausklang findet der "1. Magdeburger Mathenachtstraum" mit einer OpenAir-Kinovorführung aus der bekannten Serie ''Numb3rs''. Das Programm beginnt am späten Nachmittag um 17:00 und dauert bis Mitternacht. Musikalisch untermalt wird es durch die „Miller Jazz Band“.

Wie der Name suggeriert, soll der Magdeburger Mathenachtstraum auch in den folgenden Jahren seine Besucher mit Mathematik verzaubern. Mehr Informationen zu der Veranstaltung erhalten Sie hier.

Mathemacher des Monats Juni 2009 ist Falko Stolp aus Thüringen

stolp

(Foto: privat)

Das größte Mathebuch der Welt entsteht am 5. Juni in Jena.

Falko Stolp ist Schulleiter an der Regelschule „Alfred Brehm“ in Jena und zudem begeisterter Mathematiklehrer. Zusammen mit Schülern, Studenten und interessierten Bürgern aus Jena will seine Schule einen neuen Rekord aufstellen: Das größte Kreidepflasterbild - ein riesiges Mathebuch - soll am 5.6.2009 auf der Schnellstraße zwischen der Jenaer Innenstadt und dem Stadtteil Lobeda entstehen. Ab 7 Uhr morgens wird die Straße gesperrt und dann dürfen mehrere tausend Schülerinnen und Schüler loslegen: Mit Kreide darf jeder ein zwei mal zwei Meter großes Quadrat mit einem mathematischen Bild füllen. Erlaubt ist alles, was mathematischen Inhalt hat.

Mit diesem Straßenkunstwerk möchten die Schülerinnen und Schüler ins Guinnessbuch der Rekorde kommen. Hierfür müssen sie eine Fläche von 8361,31 Quadratmetern überbieten. Selbstbewusst sind die Jenaer Schüler: sogar US-Präsident Barack Obama, der am 5. Juni zu Besuch in Thüringen sein wird, haben sie schriftlich zu dem Spektakel eingeladen.

... sie nicht nur nützlich ist, sondern auch unterhaltsam sein kann. Und sie spricht alle Sprachen. Falko Stolp


Seinen Anfang genommen hat das Projekt im Mathejahr 2008, als die Schülerinnen und Schüler der Alfred-Brehm-Schule das „ADAM RIESige Mathebuch“ als Straßenzeichnung auf einer Strecke von 400 m entstehen ließen. Begeistert von dem Erfolg organisiert Falko Stolp zusammen mit vielen anderen Akteuren den Weltrekordversuch. Für die Mathematik begeistern möchten sie und die Freude am Lernen im Allgemeinen und an der Mathematik im Besonderen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wecken. „Wenn man von einer Sache begeistert ist, dann springt der Funke schnell über. Und das gelingt mit zunehmender Erfahrung immer besser. Zur Zeit gibt es keinen Mangel an Ideen und Vorhaben.“

Viele Menschen haben Respekt und auch Angst vor der Mathematik. Stolps Meinung nach unbegründet. Es mache Spaß, die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen. Mit dem größten Mathebuch Welt werden die Jenaer Schülerinnen und Schüler sicherlich eine „breite Leserschaft“ erreichen.