Mathemacher des Monats Juni 2009 ist Falko Stolp aus Thüringen

stolp

(Foto: privat)

Das größte Mathebuch der Welt entsteht am 5. Juni in Jena.

Falko Stolp ist Schulleiter an der Regelschule „Alfred Brehm“ in Jena und zudem begeisterter Mathematiklehrer. Zusammen mit Schülern, Studenten und interessierten Bürgern aus Jena will seine Schule einen neuen Rekord aufstellen: Das größte Kreidepflasterbild - ein riesiges Mathebuch - soll am 5.6.2009 auf der Schnellstraße zwischen der Jenaer Innenstadt und dem Stadtteil Lobeda entstehen. Ab 7 Uhr morgens wird die Straße gesperrt und dann dürfen mehrere tausend Schülerinnen und Schüler loslegen: Mit Kreide darf jeder ein zwei mal zwei Meter großes Quadrat mit einem mathematischen Bild füllen. Erlaubt ist alles, was mathematischen Inhalt hat.

Mit diesem Straßenkunstwerk möchten die Schülerinnen und Schüler ins Guinnessbuch der Rekorde kommen. Hierfür müssen sie eine Fläche von 8361,31 Quadratmetern überbieten. Selbstbewusst sind die Jenaer Schüler: sogar US-Präsident Barack Obama, der am 5. Juni zu Besuch in Thüringen sein wird, haben sie schriftlich zu dem Spektakel eingeladen.

... sie nicht nur nützlich ist, sondern auch unterhaltsam sein kann. Und sie spricht alle Sprachen. Falko Stolp


Seinen Anfang genommen hat das Projekt im Mathejahr 2008, als die Schülerinnen und Schüler der Alfred-Brehm-Schule das „ADAM RIESige Mathebuch“ als Straßenzeichnung auf einer Strecke von 400 m entstehen ließen. Begeistert von dem Erfolg organisiert Falko Stolp zusammen mit vielen anderen Akteuren den Weltrekordversuch. Für die Mathematik begeistern möchten sie und die Freude am Lernen im Allgemeinen und an der Mathematik im Besonderen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wecken. „Wenn man von einer Sache begeistert ist, dann springt der Funke schnell über. Und das gelingt mit zunehmender Erfahrung immer besser. Zur Zeit gibt es keinen Mangel an Ideen und Vorhaben.“

Viele Menschen haben Respekt und auch Angst vor der Mathematik. Stolps Meinung nach unbegründet. Es mache Spaß, die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen. Mit dem größten Mathebuch Welt werden die Jenaer Schülerinnen und Schüler sicherlich eine „breite Leserschaft“ erreichen.

In der Woche vom 14. bis zum 21. Juli 2009 treffen sich die talentiertesten Nachwuchsmathematikerinnen und -mathematiker aus der ganzen Welt in Bremen, um an der 50. Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO 2009) teilzunehmen. Erwartet werden etwa 600 Schülerinnen und Schüler aus 105 Ländern. Einer der Hauptorganisatoren ist Dierk Schleicher, Mathematikprofessor an der Jacobs University Bremen. Das Netzwerkbüro der DMV sprach mit ihm über sein Verhältnis zur Mathematik.
 

 

dierkschleicher2

(Foto: privat)

Was war ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Meine ersten mathematischen Erlebnisse liegen sicher länger zurück als meine Erinnerung reicht. Meine Eltern erzählen mir, dass ich meiner älteren Schwester ihre Rechenaufgaben erklärt habe, als sie schon zur Schule ging, ich aber noch nicht. Mathematik ist aber viel mehr als Rechnen: wenn es ums logische Denken geht, um das Erkennen von logischen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten, dann sind das ganz frühkindliche Erlebnisse, die insbesondere mein Vater mit mir geteilt hat, logische Strukturen im Alltag, etwa bei Hausnummern.

Worin besteht für Sie heute die Faszination der Mathematik?
Mathematik hat eine ungeheure Ästhetik. Man kann ihr immer wieder aufs Neue auf die Spur kommen, sie neu entdecken und neu erfinden. Und, ganz wichtig, man kann dies gemeinsam mit interessanten Menschen tun: Mathematik ist eine soziale Tätigkeit!

In welcher Weise vermitteln Sie Mathematik?
Zunächst einmal als Professor für Mathematik. Ich habe das unglaubliche Glück, an einer kleinen Universität mit leistungsstarken Studierenden zu arbeiten und diese im persönlichen Kontakt individuell fördern und unterstützen zu können. Zudem versuche ich die Mathematik in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, derzeit natürlich vor allem im Rahmen der Internationalen Mathematik-Olympiade. Und schließlich erlebe ich in vielen persönlichen Gesprächen immer wieder, dass viele Menschen mit Mathematik viel mehr anfangen können als sie glauben, wenn sie nur erst einmal bereit sind ihre Vorurteile gegenüber dem mathematischen Denken zu überwinden. Ich glaube, mathematisches Denken ist in jedem von uns angelegt, weil es eine sehr natürliche Art zu denken ist. Wenn wir es nur zulassen.

... mathematisches Denken einer der Grundpfeiler unserer zivilisierten Welt ist. Dierk Schleicher


Mit welchem Argument können Sie jungen Leuten empfehlen, Mathematik zu studieren?
Ich empfehle jedem, das zu tun, wo er oder sie das größte Interesse, die größte Begeisterung hat. Dort wird man am ehesten kreativ und damit erfolgreich. Wer also Interesse und Spaß an der Mathematik hat, soll das auf jeden Fall studieren. Außerdem ist eine Ausbildung in Mathematik und damit zum strukturellen Denken  ein hervorragendes Sprungbrett für ganz unterschiedliche Aufgaben und Herausforderungen.

Gibt es Familienmitglieder, die Ihre Leidenschaft für die Mathematik teilen?
Ja, wenn man Mathematik als logische Art zu denken auffasst, als Versuch, grundlegende Strukturen in der Welt zu erkennen: dann finde ich das bei meinem Bruder und vor allem meinem Vater sehr wieder, die beide Juristen sind oder waren. Und selbst mein Adoptivsohn ist jetzt dabei, Struktur im Leben zu erkennen und das auszuleben.

Haben Sie außer der Mathematik noch weitere Interessen?
Die Mathematik ist ja auch die Sprache der Wissenschaft, so dass ein offenes und breites Interesse an der Mathematik oft mit Interesse für andere Gebiete wie Physik und Informatik einhergeht. Viele Mathematiker sind auch sehr musikalisch interessiert; auch hier bin ich keine Ausnahme (wenn auch kein besonderes Talent). Und schließlich, ohne jede Verbindung zu Mathematik, mache ich gern Sport, vom Surfen und Paddeln über Volleyball bis zum Gleitschirmfliegen.

Matthias Ludwig, Professor für Mathematik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, befasst sich nicht nur in seiner Freizeit mit Sport. In seinem aktuellen Buch „Mathematik und Sport: Olympische Disziplinen im mathematischen Blick" geht er auf heitere Weise mathematischen Fragen im Sport nach: Wie sieht der perfekte Stoß beim Kugelstoßen aus? Wie berechnet man die Punkte beim Zehnkampf? Werden Frauen irgendwann schneller laufen als Männer? Die Leichtathletik WM in Berlin erwartet Matthias Ludwig mit Spannung: Wird der 100-m-Weltrekord von Usain Bolt geknackt werden? Das Netzwerkbüro der DMV sprach mit ihm über sein Verhältnis zur Mathematik.
 

 

ludwig img 260a

(Foto: privat)

Was war Ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Mein erstes bewusstes mathematisches Erlebnis hatte ich, als ich in Klasse 12 eine Arbeit über Kugeldreiecke schreiben musste. Mir gelang es, Pseudoanalogien zu ebenen Dreiecken aufzuzeigen. Das beeindruckte meinen Lehrer von damals und dann irgendwie auch mich.

Wodurch ist Ihre Begeisterung für das Fach geweckt worden?
Durch die Differentialrechnung in der Schule. Dieser Kalkül war so einleuchtend und mächtig, dass mich die Differentialrechnung voll in ihren Bann zog. Später erkannte ich, dass ich eine gewisse Begabung im Vermitteln von Mathematik hatte und so studierte ich Mathematik und Physik für das Lehramt.

Worin besteht für Sie heute die Faszination Mathematik?
Viele Menschen behaupten, dass sie ohne Mathematik ganz gut in der Welt zurecht kommen. Das können Sie aber nur behaupten, weil andere Menschen (Mathematiker) für sie diese Mathematik schon in der Welt implementiert haben: bei GPS, Fahrplänen, elektronischem Geld etc. Völlig unsichtbar hilft Mathematik den Menschen in der heutigen Zeit besser zurecht zu kommen. Das ist faszinierend.

... du damit fast alles erklären kannst, vielleicht sogar deine gute Note in Sport. Matthias Ludwig


In welcher Weise vermitteln Sie Mathematik?

Derzeit arbeite ich als Professor für Mathematik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten und versuche einerseits durch meine Forschung einen Beitrag dazu zu leisten, dass der Mathematikunterricht interessant und lebensnah gestaltet werden kann. Andererseits versuche ich durch Publikationen der Öffentlichkeit die Mathematik im Sport zu zeigen.

Mit welchem Argument können Sie jungen Leuten empfehlen, Mathematik zu studieren?
Zunächst ist Mathematik krisenfest, ob in der Wirtschaft oder im Schuldienst: Mathematiker werden immer gebraucht. Neben diesen recht profanen Erwägungen war es für mich aber das Gefühl in etwas einzutauchen, was der eigene Geist erschaffen hat. Diese Ideen weiterzuentwickeln und mit anderen international auszutauschen ist mindestens genauso wichtig.

Gibt es Familienmitglieder, die Ihre Leidenschaft für die Mathematik teilen?
Mathematik ist das Lieblingsfach meiner Tochter, aber leider erst seit sie in der 10. Klasse ist. Na ja, bei mir hat es ja auch lange gedauert bis ich Spaß daran hatte.

Welche Interessen haben Sie neben der Mathematik?
Ich liebe den Sport. Derzeit darf ich noch beim Studierendensport Fußball spielen, oder ich mache eine schöne Radtour durch Oberschwaben oder das Frankenland. Außerdem bin ich als Fußballvater an den Seitenauslinien während der Spiele meines Sohnes Moritz aktiv. Zudem bin ich ein großer Fan des 1. FC Nürnberg, der dieses Jahr wieder den Aufstieg in den 1. Bundesliga geschafft hat.

Zur Internetseite von Matthias Ludwig geht es hier.

Wann ist ein Wahlsystem eigentlich fair und repräsentativ? Mit dieser und anderen Fragen rund um das Thema Wahlen beschäftigen sich Olga Ruff  und Kai-Friederike Oelbermann, Mitarbeiterinnen am Statistik-Lehrstuhl „Stochastik und ihre Anwendungen“ an der Universität Augsburg. Olga Ruff prüft beispielsweise, wie eine faire Repräsentation der 27 EU-Mitgliedsstaaten im Ministerrat der Europäischen Union gewährleistet werden kann. Klar ist, dass Deutschland mit über 80 Millionen Einwohnern mehr Stimmen bekommen sollte als etwa Malta mit ca. 400 000. Aber nach welchem Prinzip kann der Wille jedes EU-Bürgers korrekt abgebildet werden? Eine Lösung bietet zum Beispiel das so genannte Quadratwurzelgesetzt. Es stieß jedoch vor etwa zwei Jahren auf große Ablehnung nicht zuletzt in den Medien – aus Sicht der Mathematikerin Olga Ruff zu unrecht. Die mathematische Modellierung der Begriffe Macht und Fairness spielen in den Arbeiten der beiden Mathematikerinnen eine zentrale Rolle...Mit den beiden Mathemacherinnen aus Augsburg sprach das DMV-Netzwerkbüro:
 

 

250 olgaruffundkai friederikeoelbermann

(Foto: privat)

Was war ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Kai-Friederike: Die  Angaben von Größe, Gewicht, Alter sowie Spielposition und Tore (und vieles mehr) aller Bundesligaspieler im Kicker Saisonheft zu vergleichen.
Olga Ruff: Meine Familie ist nach Deutschland gezogen, als ich siebeneinhalb Jahre alt war. Am Anfang hatte ich in allen Fächern mit der Sprache zu kämpfen – außer in Mathematik. Ich bemerkte schnell, dass diese „Sprache“ für alle gleich war und ich sogar anderen Kindern helfen konnte, die mir zum Beispiel in Deutsch zur Seite standen.

Wodurch ist ihre Begeisterung für das Fach geweckt worden?
Kai-Friederike: Durch den Tipp meines Mathelehrers das Buch „Fermats letzter Satz“ von Simon Singh zu lesen.
Olga Ruff: In der 11. Klasse lernten wir im Unterricht die komplexen Zahlen kennen. Ich war sofort Feuer und Flamme, denn ich hielt es für unmöglich, dass man die Wurzel von negativen Zahlen bestimmen kann.

Sagen Sie bitte in wenigen Worten, worin für Sie heute die Faszination Mathematik besteht?
Kai-Friederike: Faszinierend ist, dass die Mathematik in eigentlich jedem Bereich zum Tragen kommt – sogar zur Stärkung des Gleichheits- und  Demokratieprinzips.
Olga Ruff: Mich hat schon immer die Logik dieses Faches fasziniert. Jedes Resultat und jede Rechnung lassen sich plausibel erklären. Das Ergebnis einer einfachen Rechnung oder der Beweis eines schwierigen Satzes können nur richtig oder falsch sein. Man versteht seine eigenen Fehler und lernt daraus.

... sie als universelle Sprache in fast allen Wissenschaften eine wichtige Rolle spielt und man sich jeden Tag über ihre Schönheit freuen kann. Olga Ruff
Kai-Friederike Oelbermann


Mit welchem Argument können Sie jungen Leuten empfehlen, Mathematik zu studieren?

Kai-Friederike: Mir hat beim Studium besonders gut gefallen, dass man viel selber denken und ausprobieren musste. Und da es nicht all zu viele Mathematikstudierende gibt, ist die Betreuung optimal. Vorlesungen und Seminare hört man oft nur in kleinen Gruppen.
Olga Ruff: Das Mathematikstudium schult das logische Denken und das ist zentral für den zukünftigen Beruf – egal in welchem Unternehmen. Allein schon deswegen sind die Berufschancen von Mathematikern vielversprechend.

In welcher Weise vermitteln Sie Mathematik oder setzen Sie sich für Mathematik im Alltag ein?
Kai-Friederike: Seit kurzem arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Augsburg. Wir untersuchen Wahlsysteme und versuchen einen möglichst präzisen Beitrag zur Umsetzung der Gesetzesvorgaben zu leisten.
Olga Ruff: Ich hatte schon immer sehr viel Freude an der Lehre. Seit der 9. Klasse gab ich Mathematik-Nachhilfe und ab meinem 3. Semester war ich Übungsleiterin für verschiedene Vorlesungen. Während meines Auslandsstudiums in den USA durfte ich sogar eine eigene Vorlesung halten, die mir sehr großen Spaß bereitet hat.

Gibt es Familienmitglieder, die Ihre Leidenschaft für die Mathematik teilen?
Kai-Friederike: Zum einen besteht meine Familie nur aus Juristen. Aber da ich mich jetzt mit Wahlen beschäftige, ist das gar nicht mehr so fern. Zumal mein Bruder über das Wahlrecht von Strafgefangenen promoviert.
Olga Ruff: Ja, mein Vater hat Bauingenieurswesen studiert und löst täglich mathematische Gleichungen in seinem Beruf. Meine beiden kleinen Brüder studieren Physik mit Nebenfach Mathematik. Und meinen Freund habe ich auf der Mathematik-Erstsemesterhütte kennen gelernt.

Haben Sie außer der Mathematik noch weitere Leidenschaften oder Interessen?
Kai-Friederike: Ich liebe im Grunde genommen alle Sportarten, die mit Bällen (bzw. Frisbeescheiben), Bergen oder Wasser zu tun haben. Zurzeit begeistert mich vor allem Ultimate Frisbee – ein absolut fairer Mannschaftssport, bei dem viel gerannt und auch gerechnet (Flugbahnen der Scheibe) werden muss.
Olga Ruff: Ich musiziere schon seit vielen Jahren mit meiner Klarinette und meinem Saxophon in einem Musikverein. Die Musik ist ja auch sehr mathematisch – es ist ganz klar geregelt, wie lang ein Ton oder eine Pause ist. Damit die Musik aber auch schön klingt, muss man, ähnlich wie bei der Mathematik, viel Fleiß, Leidenschaft und Freude hinein stecken.

Frau Walther-Klaus ist Geschäftsführerin der Initiative „MINT Zukunft schaffen“ und hat für alle MathemacherInnen ein besonderes Angebot: Werden Sie ab sofort auch MINT-Botschafter! MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. MINT-Botschafter setzen sich für eben diese Fächer in ihrem Wirkungskreis ein. Mathemacherinnen und Mathemacher sind daher prädestiniert dafür, MINT-Botschafter zu werden. Der Vorteil: Mathemacherinnen und Mathemacher können so noch leichter Kontakt zu weiteren MINT-Fächern und –Botschaftern bekommen und sich mit diesen austauschen und vernetzen. MINT-Botschafter treffen sich ein Mal im Jahr zur MINT-Botschafterkonferenz in Berlin – das nächste Mal am 2. November! Informieren Sie sich und registrieren Sie sich als MINT-Botschafterin oder MINT-Botschafter auf den Internetseiten der Initiative MINT Zukunft schaffen. Das Medienbüro der DMV sprach mit Frau Walther-Klaus:

foto walther klaus

(Foto: privat)

Was war ihr erstes mathematisches Erlebnis? Ich habe ein mathematisches Märchenrätsel zu meinem dritten Geburtstag bekommen... Zwei mal drei ist sechs, sieh dort kommt die Hex!

Wodurch ist ihre Begeisterung für das Fach geweckt worden?
Mathematik vereinfacht Komplexität; nur ein Beispiel: anstatt unendlich viele Schnittpunkte von Geraden mit immer neuen konkreten Zahlen zu berechnen, hilft die Algebra dies mit Variablen zu lösen.

Worin besteht für Sie heute die Faszination an der Mathematik?
Mathematik ist für mich die Basis allen Wissens: Jahrtausende bevor es Hieroglyphen gab, gab es bereits mathematische Zeichen.

Was halten Sie denjenigen entgegen, die behaupten, Mathematik sei eine trockene und weltfremde Angelegenheit?
Irren ist menschlich.

Mit welchem Argument können Sie jungen Leuten empfehlen, Mathematik zu studieren?
Durch eine mathematische Betrachtungsweise bekommt man komplexe Dinge in den Griff und zwar sehr präzise. Außerdem ist Mathematik schön.

In welcher Weise vermitteln Sie Mathematik oder bringen Sie anderen Menschen Mathematik nahe?
Ich erzähle gerne mathematische Geschichten, vom Knochen von Ishango, von Archimedes und seinen Kreisen, von wundervollen geometrischen Mustern, die sich in fast jeder Kultur zeigen, von Pyramiden und alten Kalendern, die man zum Ackerbau braucht, vom Flug zum Mond, der eine mathematische und technische Meisterleistung war und ist.

Gibt es Familienmitglieder, die Ihre Leidenschaft für die Mathematik teilen?
Ja, viele!

Haben Sie außer der Mathematik noch weitere Interessen?
Ich habe Mathematik, Physik und Informatik studiert. Ich habe die spannende Zeit der Geburt des World Wide Webs miterlebt und der verteilten Datenverarbeitung; das hat mich fasziniert und fasziniert mich immer noch: die Möglichkeiten zu einer positiven Zukunftsgestaltung, die darin stecken. Daneben bin ich begeisterter Sternengucker und Bergsteiger.

Stehen diese Interessen in irgendeiner Verbindung zur Mathematik?
Ja. Zum Beispiel spielt die Mathematik bei der Suche von Informationen im WWW eine zentrale Rolle. Und was das Bergsteigen angeht: Wie in der Mathematik, ist da ein langer Atem und Durchhaltevermögen wichtig.