Die 29-jährige Diplom-Mathematikerin Carla Cederbaum promoviert derzeit am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI). Sie beschäftigt sich schon länger mit vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch und Mathematik und trägt dazu bei, dass mehr Menschen die unglaublichen Möglichkeiten der Mathematik kennen- und schätzen lernen. Im Juni 2009 hat sie gemeinsam mit Dr. Elke Müller (AEI) mit dem mathematisch-physikalischen Messestand „Von Newton zu Einstein - eine Reise durch Raum und Zeit" den Publikumspreis „Wissenschaft interaktiv" gewonnen. Das Presigeld von 10.000 Euro setzt sie jetzt mit ihrem Team ein, um ein Mathe-Lernspiel für 5.- und 6.-Klässler zu entwickeln. Im Oktober bietet sie zur Ausgestaltung dieses Spiels in Berlin eine Fortbildung an, zu der sie, rund um die Schule, alle einlädt. Bis zum 15.9.2010 können Sie noch anmelden (s.u.). Stephanie Schiemann vom DMV-Netzwerkbüro sprach mit ihr über ihre vielfältigen mathematischen Aktivitäten.

 

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(Foto: Ilja Hendel für Wissenschaft im Dialog)

Liebe Frau Cederbaum, welches war Ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Als ich zwei oder drei Jahre alt war, bekam ich eine Dose mit Löchern im Deckel geschenkt. Ein Loch war rund, eines quadratisch und eines länglich. Dazu gab es Bauklötze in entsprechender Form, die man durch die Löcher stecken sollte. Das hab ich immer wieder hingebungsvoll getan - am Anfang mit viel Ausprobieren, später mit System. Erst als ich das Prinzip vollkommen verstanden hatte, fand ich die Dose langweilig und schenkte sie meiner kleinen Schwester.

Sagen Sie bitte in wenigen Worten, warum Sie sich seit langem so sehr für die Mathematik engagieren?
Weil mir Mathematik viel Spaß macht und ich es traurig finde, dass so viele Menschen keinen Zugang zu ihr finden. Das möchte ich ändern.

Sie haben bereits ein populäres Mathematik-Buch geschrieben und einen Sammelband herausgegeben. Erzählen Sie uns bitte kurz, worum es in Ihren Büchern geht?
Das Buch, das ich herausgegeben habe, heißt „Ein Moment für Mensch & Mathematik". Es ist ein Sammelband mit historischen, philosophischen, literaturwissenschafltichen und anderen Perspektiven auf die Mathematik. Außerdem enthält das Buch Interviews mit bekannten Persönlichkeiten und die schönsten Aufsätze aus dem Schreibwettbewerb „Mein schönstes Erlebnis mit Mathematik".
Das andere Buch heißt „Wie man einen Schokoladendieb entlarvt... und andere mathematische Zaubertricks". Darin werden altbekannte und neu entwickelte mathematische Zaubertricks ausführlich erklärt und die Leserinnen und Leser zum Mitdenken eingeladen.

... sie vorurteilsfreies Denken lehrt und dabei wunderbare neue Perspektiven eröffnet. Carla Cederbaum


Als junge Studentin haben Sie sich bereits für eine Erneuerung des Mathematikstudiums eingesetzt. Dabei lag ihr Interesse insbesondere darauf, den Frauen den Einstieg in das Mathematikstudium zu erleichtern. Nehmen Sie bitte kurz dazu Stellung.

Viele Schülerinnen und Studentinnen trauen sich in puncto Mathematik sehr wenig zu, obwohl sie einiges können. Hier helfen meiner Meinung nach weibliche Vorbilder, z.B. in Form von Mentorinnen. Diese zeigen dann am lebendigen Beispiel, dass auch Frauen Mathematik können und es sich lohnt, ein Mathestudium auszuprobieren.

Heute halten Sie mathematische Vorträge und leiten Workshops zu verschiedenen Themen. Worum geht es dabei?
Um verschiedene aktuelle und zeitlose Themen aus der Mathematik, zum Beispiel um Prüfziffern bei ISBN-Codes, die berühmte Poincaré-Vermutung oder um mein Promotionsthema, die Allgemeine Relativitätstheorie. Am liebsten lasse ich die 'Zuhörer' aber aktiv werden und selbst zaubern, knobeln und nachdenken.

Ihr aktuelles Projekt befindet sich gerade in der heißen Phase. Worum geht es?
Gemeinsam mit mehreren Kolleginnen entwerfe ich ein Mathematik-Lernspiel für Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse. Das Spiel kann im Schulunterricht oder zu Hause gespielt werden und soll kostenlos im Internet zum Download bereit gestellt werden. Zu diesem Spiel bieten wir auch ein Seminar an, das als Lehrerfortbildung anerkannt ist. Teilnehmen werden auch Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6, Lehramtsstudentinnen und -studenten, Referendarinnen und Referendare. Anmeldungen werden bis zum 15.9.2010 entgegengenommen.

Was war ihr schönstes „mathematisches Erlebnis" mit Schülerinnen und Schülern?
Vor ein paar Monaten habe ich beim Girl's Day eine Gruppe Schülerinnen ein mathematisches Experiment durchführen lassen. Ein 16-jähriges Mädchen war sehr skeptisch, ob das Experiment Spaß machen könnte, hat sich dann aber doch zum Mitmachen überreden lassen. Nach dem Experimentieren sagte sie:
„Ich bin froh, mitgemacht zu haben. Mathe ist ja richtig spannend und man kann so viel selbst nachdenken! Wo finde ich mehr solche tollen Mathe-Experimente?" Sie hatte Feuer gefangen.

Heinz Klaus Strick ist seit langem neben seinem Beruf als Mathematiklehrer und Schulleiter eines großen Gymnasiums in Leverkusen für die Mathematik unterwegs. In Lehrerfortbildungen, für Mathematikwettbewerbe (auch in der Grundschule), bei Mathematik-Ausstellungen, als  Schulbuchautor und als Autor von mathematischen Zeitschriftenartikeln und als Ausbilder in der Universität hat er versucht seine Begeisterung für das schönste Fach der Welt an aktive und zukünftige Mathematiklehrer*innen weiterzugeben. Sein Schwerpunkt liegt in der Stochastik. Auch sein wohlverdienter Ruhestand hat seine Aktivität nicht gebremst. Er kümmert sich um seine vier Enkel und kreiert liebevolle Mathematikkalender mit Knobelaufgaben (Problem des Monats) für drei Altersgruppen (Kl. 3-13) und Kalenderblätter über berühmte Mathematiker*innen. Stephanie Schiemann vom Netzwerkbüro Schule - Hochschule der DMV sprach mit Herrn Strick über seine Leidenschaft für Mathematik und seine zahlreichen Aktivitäten.

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(Foto: Heinz Klaus Strick beim Kalenderverkauf 2009/Uli Preuss, Journalist)

Wo liegen die Wurzeln Ihrer Leidenschaft für die Mathematik?
Ich erinnere mich an ein Buch von Lancelot Hobgen, dass mir meine Eltern schenkten: Ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt und verstand erst einmal sehr wenig von dem, was ich las. Aber mit den Jahren wurde es immer mehr ...es ist ein wunderbares Buch.  Und außerdem hatte ich, als ich während meiner Realschulzeit (ich bin erst später zum Gymnasium gewechselt) einen Lehrer, der es verstanden hat, mich so lange mit mathematischen Problemen zu beschäftigen, bis ich sie heraus hatte.

Sie haben sich über die Jahre vielfältig für die Mathematik engagiert. Nennen Sie bitte einige Beispiele.
Seit 1977 habe ich Lehrerfortbildungen durchgeführt. 1980 erschien mein erstes Schulbuch, seitdem sind viele weitere gefolgt, an denen ich mitgeschrieben habe. Zusätzlich habe ich mich immer für die Mathematikwettbewerbe engagiert, erst an meiner Schule, dann in unserer Region. Die Durchführung habe ich auch auf Grundschulen ausgedehnt, bevor es Strukturen auf Landesebene gab. Danach habe ich viele Jahre lang als regionaler Koordinator Wettbewerbe geleitet. Seit einigen Jahren bin ich auch an der 3. Runde des Bundeswettbewerbs Mathematik (Kolloquiumsrunde) als „Schulvertreter" beteiligt. Da es mir aber zu wenig schien, dass sich Schüler/-innen nur dreimal im Jahr im Wettbewerb messen können (Mathematik-Olympiade, Bundeswettbewerb Mathematik, Känguru-Wettstreit) habe ich das „Problem des Monats" eingeführt - seit 2001 jeden Monat ein Problem für die Jüngeren, eines für die Älteren.
Mit Schülern/-innen meiner Kurse habe ich zweimal eine sehr große Mathematikausstellung durchgeführt, die Ausstellung von Herrn Prof. Beutelspacher ergänzend. Wir waren damals die Ersten!
Seit 2005 verfasse ich monatlich ein - von Schüler/-innen verstehbares - Kurzporträt eines Mathematikers; seit 2006 kann man diese von www.spektrum.de herunterladen (ein Teil davon ist auch als Spektrum Spezial erschienen).

... es eine Geisteswissenschaft ist, die überall im Leben Anwendung findet. Heinz Klaus Strick


Den Schwerpunkt Stochastik zu haben ist ungewöhnlich, selbst vielen Mathematiker*innen ist sie ein Dorn im Auge. Wer oder was hat Sie dafür begeistert?

Am Anfang stand ein Vortrag von Arthur Engel im Jahr 1975. Dieser geniale Mathematiker begeisterte mich so sehr für dieses Gebiet, dass ich viel darüber nachgedacht habe, wie man die von ihm angesprochenen Themen und Methoden im Unterricht realisieren könnte. Ihm verdanke ich die Anstöße für meine Ideen zur Beurteilenden Statistik (sigma-Regeln, Elementarisierung des Chiquadrat-Tests), zur Modellierung durch das Kugel-Fächer-Modell, zur Behandlung der Mehrfeldertafeln usw. Was mich fasziniert: Der Zufall hat zwar kein Gedächtnis, aber er hat seine Gesetzmäßigkeiten - und gerade die haben es mir angetan ... Außerdem: Wir machen täglich unsere Erfahrungen mit Vorgängen, die mit dem Zufall zu tun haben - die möchte man doch verstehen, oder? ... und nicht zuletzt: Täglich gibt es Meldungen in den Medien, die zum Nachdenken anregen ...

Sie haben 2002 den Archimedes-Preis erhalten. Erklären Sie den Leser*innen bitte
kurz, was für ein Preis das ist und wofür Sie ihn erhalten haben.
Der Deutsche Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts e.V. (MNU) verleiht seit 1994 alle zwei Jahre den Archimedes-Preis für Verdienste um den Mathematikunterricht; in der Laudatio wurden insbesondere „die richtungsweisenden Innovationen bei der Ausgestaltung anschaulicher, verstehens- und anwendungsorientierter Konzeptionen für den Stochastikunterricht" hervorgehoben.

Jetzt im Ruhestand können Sie sich jetzt ganz Ihren Mathekalendern widmen. Beschreiben Sie doch bitte ihre verschiedenen Kalenderprojekte und verraten Sie den Leser*innen, wo man Ihre Kalender erwerben kann und was Sie mit dem eingenommen Geld machen.
Wie eben erwähnt, erstelle ich seit 2001 zwei Probleme des Monats. Diese verkaufe ich seit einigen Jahren als Jahreskalender; seit drei Jahren gibt es auch einen Schuljahreskalender mit Aufgaben für das 4. Schuljahr. Immer, wenn ein Monat abgelaufen ist, findet man die Lösungen auf www.friedensdorf.de . Der gesamte Erlös aus dem Kalenderverkauf geht an das Friedensdorf  Oberhausen, für das ich mich seit vielen Jahren engagiere und dessen „Botschafter" ich seit meiner Pensionierung bin. Außer den Knobelkalendern für 5,00 € gibt es noch den farbigen DIN A3-Mathematikerkalender für 12,00 € mit Kurzfassungen von jeweils 12 Porträts. Immerhin konnte ich seit meiner Pensionierung im Jahr 2007 auf diese Weise etwa 35.000 Euro für das Friedensdorf erwirtschaften. Die Kalender kann man elektronisch bei mir bestellen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (gegen Rechnung).

Wunderbare Zahlenwelt

Zu guter Letzt würde mich interessieren, woher Ihre mathematische Leidenschaft kommt.
Ich hatte das Glück, an der Universität zu Köln einen Professor zu haben, der die Mathematik mit einer solchen Begeisterung lehrte, dass es ansteckend war - ich bin Herrn Prof. em. Dr. Peter Dombrowski sehr zu Dank verpflichtet und wünsche möglichst vielen anderen Menschen das Glück, die Mathematik für sich zu entdecken.

Ines Petzschler ist eine sehr engagierte Mathematiklehrerin aus Leipzig. Nach der Wende entdeckte sie die MUED. Das ist ein sehr aktiver Mathematiklehrer-Verein mit Mitgliedern aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie sammeln gemeinsam Material für den Mathematikunterricht und treffen sich regelmäßig auf Tagungen. Frau Petzschler stieg dort mit Volldampf ein und entwickelte daraus selbst verschiedenste Projekte, hielt viele Fortbildungen u.a. bei MathematikAndersMachen, bildet als Fachleiterin Referendar*innen aus und gründete im Jahr der Mathematik die Mitmach-Ausstellung INSPIRATA in Leipzig. Stephanie Schiemann vom DMV-Netzwerkbüro Schule - Hochschule sprach mit ihr.

Als Mathematiklehrerin in Leipzig hat die politische Wende auch bei Ihnen für den Mathematikunterricht eine Wende bedeutet. Warum?
Zu Beginn meiner Lehrertätigkeit gab es Momente, bei denen ich oft sprach - und ratlos war. Nämlich dann, wenn meine Schüler fragten: „ Wozu brauchen wir das?" Deshalb war ich sehr froh als nach der Wende ein Kleinbus mit Lehrerinnen und Lehrern sowie einer Unmenge von Arbeitsmaterialien aus dem Westen anrückte und in den Workshops genau solche Fragen beantwortete.... Seitdem bin ich selbst MUED-Mitglied und wenn ich denke, dass eins meiner Unterrichtsbeispiele auch für andere interessant sein könnten, dann biete ich zu Tagungen auch Workshops an. Jetzt im November auf der Wintertagung ist es das Thema: „Fußball und Schokolade".

Nennen Sie bitte kurz Ihre interessantesten Mathematik-Projekte.
Energiesparen: In einem Faltblatt der Stadtwerke Leipzig stand: „Die Hälfte der Leipziger Bevölkerung kann sich schon jetzt über geringere Stromkosten freuen, besonders diejenigen, die weniger als 1281 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen." Mit einer 9. Klasse führte ich ein kleines Projekt zum Thema durch. Unter anderem ergab sich ein reger Briefwechsel mit den Stadtwerken. Am Ende stand in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) ein Artikel: „Findige Rechner: „Stadtwerke haben gemogelt"."

Wie lügt man mit Statistik: Ausgehend von einem Kurzvortrag eines Schülers untersuchte in der Klasse jeder ein Diagramm bzw. einen kleinen Artikel aus der Leipziger Volkszeitung.13 von 16 Artikel waren nicht stimmig bzw. wurden im Diagramm nicht richtig gezeichnet. Die Schüler schrieben Leserbriefe mit den "richtigen" Diagrammen. Diese Sammlung und einen Brief der Klasse, in dem diese ihr Unverständnis über die vielen „falschen" Diagramme zum Ausdruck brachte, schickte ich an den Chefredakteur der Zeitung. In einem Antwortbrief bedankte sich dieser bei der Klasse für ihre Arbeit und den Hinweis und lud sie zur Besichtigung und zum kleinen Imbiss in die Druckerei der LVZ ein.

Solarkocher für Gambia: Beim Thema Funktionen kauften die Schüler eines Wahlgrundkurses Klasse 11 von extra eingesammelten Spendengeldern einen Solarkocherbausatz. Im Unterricht bauten wir diesen zusammen, führten Experimente und Berechnungen damit durch und am Ende spendeten wir ihn für eine Schule in Gambia. Zwei Schüler reisten zur Übergabe mit nach Gambia.

Ihr Langzeitprojekt „Inspirata" haben Sie noch nicht genannt. Wie ist es entstanden? Welche Idee steckt dahinter? Wie hat es sich entwickelt?
Immer wenn mein Matheunterricht ausfiel, weil die Schüler in die Zooschule, in den Botanischen Garten, das Schülerkonzert oder Theater unterwegs waren, habe ich mir gewünscht, auch einmal mit meinen Schülern auf Mathe-Exkursion gehen zu können. Im ganzen Land gibt es ungefähr 40 mathematisch-naturwissenschaftliche Museen, Phänomenta, Explora, Spektrum, Exploratorium, Mathematikum und wie sie alle heißen. Aber nichts in der Nähe von Leipzig.

Und so träumten mein Mann ( Physiklehrer) und ich schon bald von einem Museum in der Stadt Leipzig, er von einem, wo die Schüler sich mit physikalischen Phänomen beschäftigen, meine Schüler sollten eher mathematische Erkundungen anstellen. 2007 schrieben wir erste Anträge und fanden in Frau Gregor vom Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften eine hilfreiche Unterstützung.

Im Februar  2008 schließen wir uns mit Professor Wolfgang König dem von  der Deutschen Telekom Stiftung geförderten DMV-MNU-Projekt „Regionale  Aktivitäten und Vernetzung mit Schulen" an. Der „Probelauf" fand zum Wissenschaftssommer im Juli 2008 statt. In einem Pavillon im Zentrum der Stadt,  gemeinsam mit dem Mathematikum, hatten wir unsere Exponate (u.a. Kaffeehauswand, Spiegelkaleidoskop, Bouchetstuhl, Umkehrbrille) aufgebaut. Ein Spieltisch mit Knobel- und Geometriespielen ergänzte unsere Ausstellung. Referendare betreuten in der Woche rund um die Uhr den Ausstellungsstand, begeisterten die Anwesenden mit ihren Ausführungen und hatten selbst viel Freude an deren Betreuung. Viele Schulklassen aus Leipzig und Umgebung besuchten die Ausstellung. Ihre Begeisterung, ihr Interesse und ihr Drang zum erforschenden Lernen überzeugten uns, das Konzept fortzuführen und in größerem Rahmen weiterzuentwickeln. Weitere Mitstreiter wurden gefunden.

Heute, zwei Jahre später, ist die INSPIRATA eine feste und stabile Größe als außerschulischer Lernort in Leipzig. Auf ca. 700 qm verfügen wir über Ausstellungsräume mit über 70 Exponaten. Über 11 000 Besucher, darunter besonders Schülerinnen und Schüler der Klassen 1-12, aber auch Kindergartenkinder und Erwachsene, haben seitdem die Ausstellung besucht bzw. an Workshops teilgenommen.

Seit  2007 gibt es die Initiative „MathematikAndersMachen" (MAM) der Deutschen Telekom Stiftung. Prof. Wilfried Herget war mit Ihnen von Anfang an dabei. Erläutern Sie uns bitte kurz, um was es sich dabei handelt und was Sie dort speziell anbieten?
Es handelt sich um eine Initiative zur Verbesserung der Lehrerfortbildung in Mathematik. Dabei bietet ein Referententeam, bestehend aus einem Hochschulprofessor bzw. -professorin (verantwortlich für die Theorie) und ein Lehrer/ eine Lehrerin (als „Mann oder Frau der Praxis") gemeinsam ein Thema an. Ich bin mit Prof. Wilfried Herget unterwegs. Zusammen bieten wir vier verschiedene Themen an: (1) Funktionen haben viele Gesichter, (2) Neues im Mathematikunterricht, (3) Etwas andere Aufgaben, (4) Geometrie zum Anfassen

...sie im täglichen Leben praktisch überall vorkommt und sie das Handwerkszeug für die Naturwissenschaftler ist. Ines Petzschler


Ihr Duo-Angebot wurde schon sehr häufig angefragt. Welche Ihrer Fortbildungskurse waren am beliebtesten und wissen Sie warum?

Ich habe sie nicht gezählt, 42 sollen es gewesen sein, Favorit waren die „Funktionen", gefolgt von „Etwas andere Aufgaben". Ich denke, dass vor allem der Name Herget hier sehr zugkräftig ist.

Meinen Sie, wir bräuchten noch ein viel breiteres Mathematik-Lehrerfortbildungsangebot? Wie sind Ihre Erfahrungen?
Schön wäre, wenn die bestehenden Angebote, auch die von MAM, besser genutzt würden. Bei uns zum Beispiel werden hin und wieder Fortbildungen aufgrund mangelnder Teilnehmerzahlen abgesagt. Ursachen könnten unter anderem die hohe Arbeitsbelastung der Lehrerinnen und Lehrer sein: 26 Unterrichtsstunden, Klassenleitung und andere schulinterne Aufgaben lassen keinen großen Spielraum.

Was meinen Sie, warum der Mathematikunterricht bei vielen noch so unbeliebt ist?
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich nun bei einigen Kolleginnen und Kollegen unbeliebt mache - ein wichtiger Grund ist unser Unterricht. Ein Beispiel: Als Fachberaterin hospitierte ich in einer 5. Klasse. Es war die Einführungsstunde zur Geometrie. Es gab kein Anschauungsmaterial, keine geometrischen Körper, nur Kreide und Buch. Dabei könnten die Schülerinnen und Schüler doch auch falten, schneiden, kleben, bauen, spielen oder experimentieren. Aber nicht in dieser Stunde. Sie mussten zuhören und Fragen beantworten. Ab und zu durfte auch einer an die Tafel gehen und eine Gerade zeichnen oder das Symbol für senkrecht anschreiben.

Schon 1963 sagte Aebli über die Schüler: „Ihr Interesse ist größer, wenn sie die Lösung einer Aufgabe selber finden, als wenn sie nur der Demonstration der Lösung  beiwohnen dürfen, es ist größer, wenn sie selbst mit konkreten Gegebenheiten arbeiten können, als wenn sie sich diese Gegebenheit vorstellen müssen - oder sie nur als Zuschauer betrachten dürfen."

Ich denke, wenn es mir als Lehrerin im Unterricht nicht gelingt, meine Schüler zu begeistern, dann kann ich mich noch so sehr mühen, aber der Erfolg wird ausbleiben.

Sie entwickeln viele Ideen für eine Verbesserung des Mathematikunterrichts?
Am schwierigsten finde ich gute Übungsstunden zu planen und zu halten. Also: Was übt wer, wie und mit wem? Dazu fallen mir dann Aufgaben oder kleine Spiele ein. Oft stelle ich die Aufgaben dann zu einem Übungszirkel zusammen, so dass die Schüler frei ihre Aufgaben, ihr Arbeitstempo und ihre Lernpartner wählen können oder aber wir arbeiten mit Freiarbeitsmaterial. Viele kleine Ideen findet man in der Ideenkiste der Zeitschrift „mathematiklehren".

Die neue Taschenrechnergeneration bietet Chancen und auch Risiken. Wie stehen Sie dazu?
Sachsen war das erste Bundesland, das flächendeckend, quasi über Nacht,  Graphiktaschenrechner einführte. Nach einer zuerst ablehnenden Haltung habe ich einfach meinen Unterricht „rechnertauglich" gemacht, selbst Aufgaben dafür entwickelt und konsequent den Rechner eingesetzt. Klar wussten die Schüler am Anfang manchmal mehr als ich. Auch an die ersten Fortbildungen zum Rechner denke ich mit Grauen: Es gab Kolleginnen und Kollegen, die den Rechner zum ersten Mal in der Hand hatten, andere kannten schon die wichtigsten Tasten und die Fortgeschrittenen wollten Aufgabenmaterial und Tipps zum Unterricht. Inzwischen gehört der Graphikrechner  bei uns selbstverständlich zum Unterricht ab Klasse 8.

Ihr neustes Projekt ist ein Buch. Worum geht es da? Wen wollen Sie damit ansprechen?
Gemeinsam mit einem jungen Kollegen stelle ich eine Sammlung von Übungsspielen für die Klassen 5-10 zusammen. Neben bereits bekannten Spielen wie Domino, Memory oder Quartett versuchen wir auch neue Ideen umzusetzen.

Zu guter Letzt, würde mich interessieren, woher Ihre Vorliebe für die Mathematik stammt? Hatten Sie Vorbilder?
Meine Physiklehrerin in der 8. Klasse hat mir imponiert. Und zu Physik gehörte bei uns die Mathematik. Ein anderes Fach in Kombination mit Physik zu studieren war damals nicht möglich. Das heißt, dass sich meine  Vorliebe zur Mathematik erst im Verlauf meiner Lehrertätigkeit herausgebildet hat.

Der Lehrer Eugen Jost, geboren 1950 in Zürich, verbindet auf beeindruckende Weise seit Jahren Mathematik und Kunst. Seine künstlerischen Mathe-Jahreskalender vermitteln durch fantasievollen Zeichnungen und Darstellungen einen bunten Einstieg in die Mathematik. Auch in unzähligen Einzel- und Gruppenausstellungen sind seine Bilder seit Jahren zu begutachten, aktuell z.B. in der Mitmach-Ausstellung "mathemachen" des Deutschen Technikmuseum Berlin. Die Ausstellung wurde gerade nochmal bis zum 31.12.2010. Eine größere Ausstellung seiner Bilder in Bern kann noch bis Ende März 2011 besucht werden. Weiterhin bietet Jost innerhalb der Begabtenförderung exotische Mathematik-Kurse für Schüler*innen an. Aktuell illustriert er das Geometriebuch von Eli Maor, das 2012 in der Princeton University Press erscheinen wird. Thomas Vogt und Stephanie Schiemann befragten den Mathemacher des Monats Dezember.

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(Foto: privat)

Seit wann sind mathematische Themen in der (eigenen) Kunst ein Thema für Sie? Wie kamen Sie auf dieses Thema, diese Idee?
Seit langem experimentiere ich mit Zeichen und Buchstaben, mit Wortspielen und Wortgedichten. Zwischen meinen konkreten Gedichten und meinen Zahlenbildern ist nur ein kleiner Schritt.
Vor einigen Jahren habe ich ein Büchlein gemacht mit konkreten Gedichten. Weil es inhaltlich anzusiedeln ist zwischen Mathematik und Sprache hat es der Verlag so betitelt: 1/eins.

Kreative Bilder entstehen nicht auf Knopfdruck. Welches sind Ihre kreativen Orte? Wer oder was inspiriert Sie dabei am meisten?
Ich bin täglich zwischen 1 und 2 Stunden zu Fuß unterwegs: im Wald mit unserem Hund und auf dem Weg zum Bahnhof. Dann fahre ich noch etwa eine Stunde lang Zug. Meistens gestalte ich meine Bilder unterwegs im Kopf. Der aufwändigere Teil, das Umsetzen, das geschieht dann zu Hause oder im Atelier; etliche Entwürfe und Illustrationen mache ich auch am Computer.
Das Recherchieren und Planen einzelner Bilder braucht ebenfalls sehr viel Zeit. Zudem sammle und lese ich viele Bücher, die sich mit Mathematik und ihrer (Kultur-)Geschichte befassen. In den letzten Monaten lagen u.a. folgende Bücher auf meinem Nachttisch: Günter M. Ziegler: "Darf ich Zahlen?", Mario Livio: "Ist Gott ein Mathematiker?", György Darvas: "Symmetry", Christian Hesse: "Warum Mathematik glücklich macht", Eli Maor: "To Infinity and Beyond".

Lassen sich Bilder mit mathematischem Kontext genau so gut verkaufen, wie solche, mit weniger mathematischen Motiven? Wie reagiert der Kunstmarkt? Wer sind Ihre Abnehmer*innen?
In meinen Bildern gab es schon immer Zeichen und Fragmente von Wörtern, Sprache, Philosophie, Mathematik: ich trenne da nicht so stark. In den meisten unserer Sätze stecken Wörter, die ein bisschen nach Mathematik, nach Zahlen riechen. Verweist nicht jedes Adjektiv auf eine Werteskala? "Schön" ist etwas anderes als "wunderbar" oder "angenehm." Die unbestimmten Artikel "ein", "eine", die Wörter "und", "nein", "ja" haben mit Mathematik oder Logik zu tun. Sehe ich einen Apfel, denke ich an die vier Jahreszeiten, bei Walzer an den Dreivierteltakt, bei Euro und Franken ans Zählen.
In meinen Bildern steht das Spiel im Vordergrund, das ist einmal Sprache und einmal Mathematik. Ich spiele mit dem, was zwischen der Mathematik und anderen Bereichen liegt.
Das Interesse an meinen Bildern ist momentan sehr groß, vom Verkauf allerdings könnte ich (noch) nicht leben. Meine Bilder werden von Menschen angeschaut und gekauft, die gerne spielen.

War der Mathekalender im Jahr der Mathematik (2008) Ihr erster "Mathe-Kalender"? Wie kam es zu dem Kalenderprojekt? Wird es weitergehen?
Im Februar 2007 fragte mich Peter Baptist von der Uni Bayreuth, ob ich interessiert wäre, einen Mathematikkalender zu gestalten für das Jahr der Mathematik 2008. Er ließ mir absolute Freiheit bei der Wahl der Themen und in der Art der Gestaltung. Die ganze Produktion war ein kreatives Hin und Her zwischen Peter Baptist und Wolfgang Gollub vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall, der das Projekt finanziert hat. Ich malte die Bilder, Peter Baptist und Albrecht Beutelspacher vom Mathematikum in Gießen schrieben die Begleittexte für die Kalenderrückseiten und Carsten Miller von der Uni Bayreuth besorgte das Layout. Wir nannten den Kalender nach dem Motto der Pythagoräer "Alles ist Zahl", und anfänglich war nur ein einziger geplant. Dann kam eine Anfrage der Schweizerischen Mathematischen Gesellschaft, ob ich für deren Jahrhundertjahrfeier im Oktober 2010 nochmals einen Kalender machen würde. Peter Baptist und Carsten Miller waren wieder mit von der Partie, und so entstand der Kalender fürs Jahr 2010. Einen dritten Kalender (für 2011) machte ich dann für den Schweizer Schulverlag plus. Die Texte zu diesem Kalender haben dann 11 Mathematiker und eine Mathematikerin aus der Schweiz und dem Fürstentum Lichtenstein gemacht. Für 2012 ist noch kein neuer Kalender geplant. Ob ich später wieder mal einen Kalender mache mit Peter Baptist? Bildthemen, die mich interessieren, gäbe es genug. Besonders reizen würde mich ein Geometrie-Kalender...

... sie bunt ist und ich die Farben liebe.                 Eugen Jost


Wie sieht die Wanderausstellung aus, wo wird sie gezeigt, wie ist die Resonanz, kann man sie für 2011 noch buchen?

Die Wanderausstellung "Alles ist Zahl" wurde über 120.000-mal besucht in den vergangenen Jahren. Ich glaube, die Roll-ups kann man jetzt nicht mehr ausleihen. Ab und zu werde ich von verschiedenen Institutionen und Schulen eingeladen, ein bisschen über meine Arbeit zu erzählen, und dann nehme ich jeweils Bilder mit.

Sind Sie nebenbei Lehrer oder nebenbei Künstler? Wie lassen sich diese zwei Standbeine vereinen?
Eigentlich trenne ich recht strikt zwischen Schule und Beruf. Ich machte auch nie Bilder mit didaktischer Absicht. Gut, ab und zu nehme ich ein Bild mit und lasse die Kinder ein bisschen herumspielen damit und an der Farbe kratzen. Da ich täglich früh aufstehe und TV-abstinent lebe, komme ich auf eine stattliche Anzahl Stunden, die ich für meine gestalterischen Projekte verwenden kann.

In der Begabtenförderung betreiben Sie "Exotische Mathematik". Was verstehen Sie darunter? Nennen Sie kurz einige Beispiele?
Zahlen erzählen Geschichten, Schach, Oloid, Seifenblasen, gotisches Maßwerk, Etymologie unserer Zahlennamen; Wie ist das Wort "Zahl" mit dem Wort "Teller" verwandt? Alte Längenmaße wie Elle, Daumen, Fuß, Meile, Spanne, Juchart. Denksport (Martin Gardner, Heinrich Hemme, Ian Stewart, Stefan Bondeli); Paradoxien, Wortspiele, Platonische Körper, Fibonacci und der goldene Schnitt, Baustilkunde...

Aktuell illustrieren Sie das amerikanische Geometriebuch-Projekt von Eli Maor. Wie kam es zu dem Projekt? Was verbirgt sich dahinter?
Eli Maor machte letztes Jahr auf einer Reise von Chicago nach Jerusalem einen Zwischenhalt in der Schweiz und hielt einen Vortrag an der Kantonsschule Aarau, wo sich Einstein übrigens auf die Zulassungsprüfung an die ETH vorbereitete. Eli Maor kannte meine Bilder. Später hat er mich gefragt, ob ich mithelfen würde, ein Geometriebuch zu gestalten. Das Buch wird 50 Kapitel haben und 50 großformatige, verspielte Illustrationen enthalten. Schwergewicht liegt auf der Kultur der Geometrie; es ist also kein Lehrbuch sondern eher ein bebildertes Lesebuch. Im Jahr 2012 sollte es publiziert werden bei der Princeton University Press.

Verfolgen Sie weitere Projekte?
Ich habe schon ab und zu Kunst am Bau gemacht. Einmal schrieb ich zum Beispiel auf eine große Wand einer Schule etwa 400 Vor- und Nachnamen.
Was mich reizen würde: Ein Mathematik-Spiel-Bild an eine riesige Wand malen. Auf diesem Bild hätte es magische Quadrate, Rätsel, figurierte Zahlen, die Unendlichkeit würde dargestellt, ebenfalls das Nichts, vieles, was zwischen Sprache, Natur und Philosophie liegt, das Collatz-Problem, Primzahlen, Schlegel-Diagramme, Symbole und vieles mehr. Adressaten des Bildes wären wiederum Menschen, die gerne Spielen: Menschen, die in Mathematik schon immer schlecht waren genau so wie Mathe-Freaks, Kinder und jung Gebliebene, Belesene und Analphabeten. Diese Wand suche ich noch immer.

Link zu Ausstellungen, Bildern, Buch
Link zum Kalender 2011
Link zu einer Auswahl der schönsten Bilder

Schon seit 1986 hält der dynamische 65-jährige, noch immer sehr aktive Mathematik-Professor der FU Berlin, Prof. Dr. Ehrhard Behrends populäre Mathematik-Vorträge für jedermann. Er gründete im Mathe-ist-top-Jahr 2000 das Webportal mathematik.de und moderierte es neun Jahre. Sein jetziges Projekt mathematics-in-europe.eu ist bereits in 14 verschiedene Sprachen übersetzt und umfasst ca. 700 Seiten. Ebenso war er sehr intensiv an den Berliner Mathematik-Aktivitäten zum Jahr der Mathematik 2008 beteiligt, z. B. bei der Mathema-Ausstellung im Deutschen Technikmuseum. Er hielt unzählige populäre Mathematik-Vorträge in der Berliner URANIA, schrieb wöchentliche Mathe-Kolumnen in der „Welt", veröffentlichte Artikel in Zeitschriften wie „Die Zeit" gab Interviews für Stern-TV und verfasste ein Mathematik-Sonderheft für Spektrum der Wissenschaft. Zudem war er Mit-Herausgeber des jetzigen DMV-Abiturpreisbuches „Pi&Co. Kaleidoskop der Mathematik", „Alles Mathematik - von Pythagoras zum CD-Player" und schrieb das populäre Buch „Fünf Minuten Mathematik" - eine Zusammenfassung der schönsten Welt-Kolumnen. Umfangreiche Informationen über Prof. Behrends findet man auf seiner Webseite. Stephanie Schiemann vom DMV-Netzwerkbüro Schule-Hochschule sprach mit Herrn Behrends.

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(Foto: privat)


Wie ist die Begeisterung für die Mathematik bei Ihnen entstanden?
Übergesprungen ist bei mir der mathematische Funke durch meinen Mathematiklehrer in der 8./9. Klasse. Er hat mir persönlich spannende Geometrieaufgaben gegeben, die mich besonders inspirierten und faszinierten und mich letztlich auch zum Mathematikstudium motivierten. In meiner Familie hatte ich diesbezüglich keine Vorbilder.

Seit 2009 sind Sie Vorsitzender des „rpa committee" (rpa = raising public awareness of mathematics) der „European Mathematical Society" (EMS) und in dieser Funktion zuständig für den Aufbau des Webportals mathematics-in-europe.eu. Erzählen Sie doch bitte etwas über Ihr aktuelles Projekt.
Gefördert wird das umfangreiche Projekt, wie auch schon mathematik.de, von der Münchener Rückversicherung Munich RE. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich, denn zahlreiche Hilfskräfte, die Informationen sammeln und übersetzen, stehen mit helfend zur Seite.
Besonders interessant ist unser 14-sprachiges mathematisches Begriffslexikon und das Lexikon mathematischer Zeichen, in dem bereits 600 Worte und Zeichen Platz gefunden haben. Manches ist in den verschiedenen Sprachen sehr ähnlich, andere wie z. B. das Wort „Menge" sehr verschieden: engl. „set", franz. „ensemble", span. „conjunto", bask. „multzo", ital. „insieme", russ. „množestvo", türk. „küme", ungar. „halmaz", poln. „zbiór" und griech. „synolo".
Wir suchen übrigens noch Leute, die Lust haben mitzumachen. Also jeder Helfer und jede Idee ist herzlich willkommen! Man möge sich bei mir melden.

... sie für viele Anwendungen wichtig, faszinierend und für das Verständnis unserer Welt unerlässlich ist. Ehrhard Behrends


Hatte Ihrer Meinung nach das Jahr der Mathematik eine durchschlagende Wirkung? Was sollte noch vertieft werden?

Ich finde, dass das Jahr sehr erfolgreich war. Wichtig wäre, dass das Engagement anhält, unser Fach für die Öffentlichkeit darzustellen.

Was spielt in Ihrem Leben neben der Mathematik noch eine Rolle?
Neben der Mathematik gilt mein Hauptinteresse der Musik. Beginnend mit der Gitarre habe ich meine musikalische Leidenschaft auch auf dem Klavier ausgelebt und später mit Blasinstrumenten, wie der Querflöte und dem Saxophon. In Vorträgen habe ich dann auch immer wieder die Mathematik und die Musik in Beziehung gesetzt. Dieses Jahr werde ich z. B. in Finnland noch einen Vortrag über Euler und Musik halten.
Man sagt ja, dass mathematische und musikalische Neigungen häufig zusammenfallen. Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne nur wenige Mathematiker, die auch musikalisch talentiert sind.