Der Mathematiker Jürgen Richter-Gebert bekommt den Communicator-Preis von DFG und Stifterverband des Jahres 2021. Er hat an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Geometrie und Visualisierung inne und engagiert sich seit Jahren für ein besseres Verständnis von Mathematik in Forschung, Anwendung und Öffentlichkeit.

Die Jury des Communicator-Preises würdigte bei ihrer Entscheidung, dass sich Richter-Gebert seit über 20 Jahren auf innovative und vielfältige Weise dafür engagiere, die Wirkmacht und Schönheit der Mathematik für unterschiedliche Zielgruppen erlebbar zu machen. Dafür habe er eine Vielzahl an Formaten entwickelt, die er immer wieder an neue Anforderungen anpasse, darunter interaktive Apps, Ausstellungen, TV-Formate, Performance-Workshops, Spiele, digitale Lerninhalte und Software für Visualisierungen. Mit nicht nachlassender Energie und Fantasie schaffe er in unterschiedlichen gesellschaftlichen und ästhetischen Kontexten immer wieder neue Zugänge zur Mathematik, so die Jury aus Wissenschaftsjournalist*innen, Kommunikations- und PR-Fachleuten unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsidentin Professorin Dr. Julika Griem.

ars legendi preis 2011 richter gebertJürgen Gebert-Richter. Foto: Andreas Heddergott/TU München

Als vorbildlich unterstrich die Jury auch Richter-Geberts Zusammenarbeit mit jüngeren Kolleg*innen sowie sein Engagement für die Einbindung und Förderung der Kommunikationskompetenzen junger Wissenschaftler*innen.

Seine eigene Arbeit beschreibt Richter-Gebert auf seiner Internetseite folgendermaßen: „Der Schwerpunkt meiner Forschung liegt an der Schnittstelle von Mathematik und Informatik. Mathematische Strukturen für computergestützte interaktive Visualisierungen zugänglich zu machen, ist meine Leidenschaft und meine Herausforderung. Kurzum: Mathematik zum Leben erwecken. Das Spektrum meiner Arbeitsgruppe reicht von mathematischen Grundlagen über die Erstellung von Autorensystemen bis hin zur Entwicklung mathematischer Visualisierungen und deren Anwendung in Bildung und öffentlichen Szenarien. Die Aktivitäten sind in ein Netzwerk von Kooperationspartnern auf der ganzen Welt eingebettet.“

Richter-Gebert ist Gründer und Leiter der Mathematikausstellung ix-quadrat an der TU München, Co-Autor des Mathematik-Visualisierungsprogramms Cinderella (gemeinsam mit Ulrich Kortenkamp) und betreibt das Internet-Portal Mathe-Vital. Zudem ist er maßgeblich an der Wanderausstellung Imaginary beteiligt. Die von ihm entwickelten digitalen Formate, etwa die kostenfreie App "TUM Interaktiv" und "Math to Touch" wurden tausendfach heruntergeladen, ebenso die digitale Ausgabe seines Buches zum Bruchrechnen. Die App iOrnament, erhältlich im Apple-Store, zählt dort international zu den besten im Bereich Mathematik. Direktlinks zu den oben genannten Apps und Aktivitäten finden Sie in der Linkbox unten.

Jürgen Richter-Gebert wurde sowohl an der Technischen Hochschule Darmstadt als auch an der Königlich Technischen Hochschule Stockholm in Schweden promoviert. Im Anschluss war er unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik in Berlin und als Privatdozent an der TU Berlin tätig, bevor er nach seiner Habilitation als Assistenzprofessor an die ETH Zürich wechselte. Seit 2001 ist Richter-Gebert Professor und Lehrstuhlinhaber an der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität München. Er wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter 2011 mit dem Ars Legendi-Preis des Stifterverbandes für exzellente Hochschullehre sowie im Jahr 2016 als MINT-Botschafter des Jahres von der Initiative „MINT Zukunft schaffen”.

Der "Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes" wird von der DFG ausgeschrieben. Dieser persönliche Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird an Wissenschaftler*innen oder Teams aus allen Fachgebieten vergeben, die ihre wissenschaftliche Arbeit und ihr Fachgebiet einem breiten Publikum auf besonders innovative, vielfältige und wirksame Weise zugänglich machen und sich so für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft engagieren.

Für den Preis sind Selbstbewerbungen und Vorschläge möglich. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Kommunikationsexperten und Wissenschaftsjournalistinnen unter Vorsitz eines Präsidiumsmitglieds der DFG. Diesmal (2021) hat die Jury aus 37 Bewerbungen und Vorschlägen den Preisträger ausgewählt.

Verliehen wird der diesjährige Communicator-Preis im Rahmen der virtuellen Jahresversammlung der DFG am 7. Juli 2021 von DFG-Präsidentin Katja Becker und dem Präsidenten des Stifterverbandes, Andreas Barner.

tgt

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